Turkmenen

Turkmenen
Turkmenen,
 
persisch Turkomanan, sunnitisch-muslimisches Turkvolk; sie stellen mit 77 % den Hauptanteil der Bevölkerung in Turkmenistan. Weitere Turkmenen leben in Usbekistan (130 000), Russland (40 000), Tadschikistan (20 000) u. a. GUS-Staaten sowie in Nordostiran (800 000) und Nordafghanistan (rd. 600 000). Etwa 10 000 nach dem sowjetischen Einmarsch 1979 von dort geflohene Turkmenen befinden sich in Pakistan; etwa 2 000 turkmenische Flüchtlinge wurden 1982-90 von der Türkei aufgenommen.
 
Die Bezeichnung Turkmenen, ursprünglich auf die zum Islam bekehrten ogusischen Nomadenverbände im Reich der Seldschuken angewendet, hatte sich bis zum 13. Jahrhundert auch bei den übrigen, mittlerweile ebenfalls islamisierten Ogusen in Mittelasien durchgesetzt. In Zentralasien behaupteten die Turkmenen ihren Charakter als überwiegend nomadische Stammesgesellschaft, die keine politische Einheit bildete, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Die russischen Eroberungen in Zentralasien und die Grenzziehungen zwischen russischen und britischen Einflusssphären beendeten die turkmenische Stammeskriege und Raubzüge. Zwischen 1918 und 1934 flohen Gruppen aller im Gebiet der ehemaligen UdSSR lebenden Stämme nach Afghanistan, wo schon seit dem 18./19. Jahrhundert Turkmenen lebten. Die heute nur noch zum geringen Teil nomadischer Turkmenen haben ihre alte Gliederung in Stämme und Stammesgruppen erhalten: Teke (Tekke), Ersari (zum Teil in Nordafghanistan), Jomud (zum Teil in Nordostiran), Saryk, Göklen (Nordostiran), Tschandor, Ali-eli, Karadasch, Emreli u. a. Umsiedlungen im 17. Jahrhundert hatten Turkmenen in das nördliche Kaukasusvorland versprengt (Truchmenen; etwa 8 500). Aufgrund von sprachlichen Kriterien werden auch die Salar (Salor) in der chinesischen Provinz Gansu (70 000) als eine Gruppe der Turkmenen angesehen. Bei den nach Vorderasien abgewanderten Ogusenstämmen blieb die Bezeichnung Turkmenen nur vereinzelt unter heute sesshaften türkischen Nomaden in Syrien (110 000), Irak (200 000) und in der Türkei (150 000) erhalten; sie sind zum Teil Schiiten. - Die Turkmenen wurden v. a. wegen ihrer Teppiche und ihres prächtigen, mit Karneolen besetzten Silberschmucks bekannt.
 
 
W. König: Die Achal-Teke (Berlin-Ost 1962);
 B. Rossetti: Die T. u. ihre Teppiche. Eine ethnolog. Studie (1992).

Universal-Lexikon. 2012.

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